Kopf und Glieder fühlen sich so an, als lägen unsichtbare Gewichte auf ihnen. Unter mir ist ein harter und kalter Boden. Der Geruch von altem, modrigem Holz fliegt mir in die Nase. Ich will die Augen öffnen, doch die Lieder weigern sich. Zu müde ist mein Körper.
Seitdem wir uns kennen ist mein Leben auf den Kopf gestellt. Deine vertrauensvolle, freundliche und hilfsbereite Art lässt mich Dinge tun, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Brennende Muskeln, blutige Fleischwunden, den Verlust von Menschen akzeptieren, die mir lieb sind — Angst und Leid nehme ich auf mich, um etwas Größeres zu erreichen. Du bist diejenige gewesen, die mir einen Grund gegeben hat, all das für meine tiefsten Überzeugungen, Sehnsüchte und Träume zu ertragen.
Und dann … dringt deine vertraute Stimme zu mir durch. »Cristiano! Wach auf!«
Ich öffne meine Augen und mich beißt die Helligkeit. Ich schaue Taylor an, die lächelnd vor mir steht. »Na endlich! Die Flucht hat uns alles abverlangt, doch die Mittagssonne brennt bereits. Wir haben noch viel zu tun.«
Langsam richte ich mich auf und die Erinnerung kommt stückweise zurück an das gestrige Chaos – die Flucht, das Adrenalin, die Schreie. Wir hatten es noch gerade so auf das Schiff geschafft. Jede Bewegung saß, weshalb wir den Hafen von Bo-Kiboho zügig verließen. Doch die Anspannung steckt mir noch in den Knochen, weshalb ich nur träge und langsam auf die Beine komme.
Ich gähne und schüttele meine Wangen, um wacher zu werden. Anschließend blicke ich auf den Bug des Schiffes. »Oh Gott! Bitte sag mir, dass ich das gerade träume. Ein Alpakakopf als Galionsfigur? Können wir bitte das Schiff bei der nächstmöglichen Gelegenheit wechseln?« frage ich mit Entsetzen. »Vergiss es. Das Schiff ist charmant«, sagt Taylor und grinst dabei. Wenige Sekunden später wird sie ernst. »Wir legen im nächsten Hafen an. Proviant besorgen und danach geht’s direkt weiter.«
»Aye, aye, Madame«, murmle ich halbwach.
Es war nicht das erste Mal, dass wir fliehen mussten. In den vielen Jahren, die wir uns schon kennen, folgte ein Sturm dem nächsten. Der Ärger klebt an dir, wie der Schatten an der Abendsonne. Innerlich meldet sich oft die klagende Stimme, doch wird diese von einer unvorstellbaren Vorfreude übertönt. Vorfreue darauf, was wir auf unserem gemeinsamen Weg als nächstes erleben …