An meiner Wange spüre ich die kalten Feinheiten eines Steins. Ein modriger Brandgeruch zieht in meine Nase. Irgendwo knistert es leise. Meine Lider sind schwer, Dunkelheit umhüllt mich. Mein Körper liegt wie Blei auf dem Boden.
Mit letzter Kraft öffne ich die Augen. Ein halb verbrannter Grashalm schwankt im Wind. Seine Spitze zerbröselt zu feinem Kohlenstaub, der sich lautlos in der Luft verliert. Die Zeit scheint stillzustehen, während ich diese Mikromomente betrachte – vollkommen präsent, ohne Wertung. Ein Zustand, der mir vor zwei Jahren noch völlig fremd war – damals, als gähnende Leere mein Innerstes füllte.
Langsam richte ich mich auf. Knie und Waden zittern. Der metallische Geruch von Blut liegt in der Luft. Ein Kitzeln an meiner Schläfe zieht sich über die Wange bis zum Kinn. Ich fahre mit der Hand dorthin – meine Finger sind blutverschmiert. Reglos starre ich sie an.
Mein Blick wandert über die Umgebung. Hausruinen ragen wie Skelette aus dem Boden, aus einigen steigen kleine Rauchwolken auf. In der Ferne: eine flache Explosionskuhle, verkohlte Erde, Bäume und Gläser, Trümmer aus Holz und Metall. Direkt vor mir liegt ein halb zerbrochener, angekohlter Pfeil.
»Es hat geklappt«, murmle ich mit einem schwachen Schmunzeln.
Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner rechten Schulter.
»Wir haben es geschafft«, sagt jemand.
Aus dem Augenwinkel nehme ich rotes, leicht gewelltes Haar wahr, das im Wind tanzt. Der süße Duft deines Parfums vermischt sich mit feuchter Erde und Schweiß. Weitere Konturen erscheinen am Rand meines Blickfelds. Ein herzliches Lachen erklingt zu meiner Linken – vertraut und voller Wärme. Ich drehe den Kopf, schaue auf schimmerndes Wasser und schließlich in ihr freudiges Gesicht.
Vor zwei Jahren habe ich euch kennengelernt.
Ohne euch würde ich heute nicht hier stehen.
Und … du hast mir gezeigt, was Leben bedeutet.